Grasmücke und Neuntöter – meinen Sie auch, gegensätzlicher geht es kaum? Der erste Eindruck täuscht, denn bei beiden Tieren handelt es sich um charakteristische Vogelarten der Trockengebüsche, die sich auf zuvor vom Menschen genutzten Flächen mit flachgründigen Böden in sonnenexponierter Lage entwickeln.

Werden felsige Hänge oder Steinbrüche sich selbst überlassen oder unterbleibt die Beweidung bzw. Mahd von mageren Böschungen, so siedeln sich Trockenheit ertragende und teils wärmebedürftige Gehölze an. Der hohe Anteil an dornenbewehrten Sträuchern wie Weißdorn, Schlehe und Hundsrose schützt seine Bewohner vor Räubern aus der Luft und vom Boden. Sie bieten eine sichere Ansitzwarte, einen idealen Brutplatz und Früchte als wertvolle Nahrung.

Wie kamen die anfangs genannten Vögel zu ihren Namen? Das Wort Grasmücke stammt aus dem Althochdeutschen und steht für Grau-Schlüpfer. Die kleinen graubraunen Vögel schlüpfen geschickt durch niedrige Dickichte. Der Neuntöter spießt seine Beute, die vor allem aus Insekten, aber auch kleinen Eidechsen und gelegentlich Jungvögeln besteht, als Vorrat an den Dornen der Gehölze auf, um sie später stückchenweise abzupflücken.